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Eure Stimmen - wie geht es den betroffenen Eltern?

  • me
  • 30. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Mai


Tag für Tag habe ich ausgehalten. Mich gezwungen, zu funktionieren. Gewartet, ob das Glück endlich kommt, ob die Liebe kommt. Es war nur ein Pflichtgefühl da. Und Mitgefühl für diese arme Kreatur. Die mich so quält mit ihrem fürchterlichen Geschrei. So laut. Ich wollte so gerne Ruhe. Mein altes Leben wollte ich zurück. Was habe ich nur getan? Wie ist das nur passiert?


Die Tage waren geprägt von Stillen, Schreien, kurzen Schlafphasen und wieder Schreien. Ein normales Leben war unmöglich. Wir haben die Wohnung kaum verlassen. Das Kind wurde getragen, meistens auf dem Unterarm liegend. Nach kurzer Zeit hatte ich eine Entzündung in beiden Handgelenken, mehrfach Brustentzündungen. Ich war nur Schmerz. Und Stress. Es waren Tage ohne Ruhe. Ohne Atmen.


Wir konnten uns kaum unterhalten. Die wenigen Worte, die wir wechselten, waren hart und aggressiv. Ich fühlte mich allein gelassen, gestresst, in die Enge getrieben. Es war bloß noch ein Überleben


Ich war so unsicher. Mir war die ganze Zeit schlecht. Ich wollte dieses neue Leben nicht. Ich wollte aufwachen aus diesem Alptraum, habe nach Gefühlen gesucht und nur Angst und Panik gefunden. Kein Glück, keine Liebe. Dumpfe Trauer. Ich habe mich leer gefühlt. Unerträglich erschöpft. Mir fehlte die Kraft, mein Kind zu halten. Warum hat das keiner gesehen?


Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt einmal mehr als 3 Stunden am Stück geschlafen zu haben im ersten Jahr. Die Erschöpfung, die ich nach der Geburt empfand, habe ich erst Jahre später aufgeholt. Habe ich sie aufgeholt? Ich kann 6 Jahre später kaum eine Nacht durchschlafen. Wenn ich gestresst bin, fühle ich, wie die Erschöpfung mich zu lähmen beginnt. Dann muss ich sofort raus aus dem Zustand, sonst geht es wieder los.


„Der schlimmste Moment war, als ich eine Handvoll Erdnüsse auf meinen Mann und unser Baby schmiss. Mein Kopf hatte für einen kurzen Moment ausgesetzt. Ich stand meinen Mann gegenüber, er schrie mich an, ich schrie ihn an. Auf seinem Arm unser Baby, ein paar Monate alt, es schrie ebenfalls. Ich wollte nur noch weg, fühlte mich gefangen. Andererseits wollte ich, dass er mich in den Arm nimmt. Dass unser Baby nicht mehr weint. Ich wollte einfach nur, dass alles wieder gut wird. Neben mir, auf dem Tisch, eine Schale Nüsse... voller Verzweiflung griff ich hinein und schmiss einige Nüsse in ihre Richtung. Gottseidank traf ich niemanden – ich hatte im letzten Moment an beiden vorbei gezielt. Aber der Schock saß tief. Und der Hilferuf war klar und deutlich. Das ist der Moment, in dem manchem Eltern ihr Baby schütteln, dachte ich. Gottseidank habe ich es nicht getan, dachte ich. Und: Wir brauchen Hilfe.


„Die Zeit nach der Geburt war für mich die Hölle. Mein Kind - ich hatte mich so darauf gefreut. Jedoch war alles anders: Mein Sohn schrie und schrie, und das bis zu 18 Stunden am Tag.

Ich bin Kinderkrankenschwester. Für alle Leute um mich herum hatte ich stets einen Rat - nur mir selbst konnte ich nicht helfen.

Auch an den Tod habe ich gedacht... Ich konnte das Haus nicht verlassen, da jeder etwas zu sagen hatte. Und wenn ich mal draußen war, kam ich schweißgebadet und heulend zurück. Alle medizinischen Anlaufstellen sagten, ich habe ein gesundes Kind. ‚Und warum schreit er dann? Ich bin eine schlechte Mutter. Ich habe versagt. Warum? Das Leben hatte keinen Sinn mehr.

Es war alles dunkel.

 
 
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